Strynø 2016 – eine erlebnisreiche Klassenfahrt

Am Ende des ersten Ausbildungsjahres oder zu Beginn des zweiten gehen die Schüler unserer Schule auf Klassenfahrt, unter anderem auch um etwas praktische Seemannschaft zu erfahren. Da es zudem auch sehr wichtig ist den Klassenzusammenhalt zu stärken, gibt es verschiedene Optionen aus denen die Klasse auswählen kann. Einige Klassen gehen Traditionssegeln, aber unsere Klasse entschied sich dazu die Tradition zu wahren und nach Strynø zu fahren. Strynø ist eine wunderschöne kleine Insel mit rund 300 Einwohnern in der Dänischen Südsee.

Eine kleine Gruppe um unseren Klassenlehrer Herrn Garleff segelte mit unserer Schulyacht, einer Bavaria 36, dort hin. An einem windigen Donnerstagnachmittag, nachdem wir Nahrungsmittel und Wasser gebunkert hatten, setzten wir Segel und starteten unseren Trip nach Strynø. Da der erste Schlag aus der Lübecker Bucht relativ ruhig war, entschieden wir uns für ein Abendessen auf See und fuhren durch die Nacht.
Am späten Abend nahm der Wind ziemlich zu und wir segelten gegen starke Wellen hoch am Wind an, daher mussten einige Crewmitglieder die Fische füttern. Als wir dann am nächsten Morgen endlich in den Hafen von Marstal einliefen war alles wieder in Ordnung und wir gönnten uns ein paar Stunden Schlaf vor dem letzten Schlag nach Strynø.

Der Rest der Klasse und Herr Krüger nahm eine Reihe von Fähren und Bussen, um nach Strynø zu fahren. Bei dieser Gelegenheit möchten wir uns gerne noch einmal bei Herrn Thomsen bedanken, dass er den Anhänger mit all unseren Werkzeugen, Arbeitsmaterialien und Nahrungsmitteln nach Strynø gefahren hat.

Unsere Schule kommt schon seit mehr als 10 Jahren nach Strynø und am besten besucht man die kleine Insel selbst einmal um dies zu verstehen. Trotzdem möchte ich hier im weiteren versuchen zu erklären, warum es uns dort so gut gefällt. Die Zeit scheint stillgestanden zu haben auf dieser kleinen, bilderbuchartigen Insel, jedoch ist es nicht alleine die atemberaubende Natur, die es uns angetan hat, sondern vor allem auch die Art zu leben. Die Inselbewohner sind sehr herzlich und offen. Es ist schön zu sehen wie viel Vertrauen es zwischen den Leuten hier noch gibt. Kaum etwas war abgeschlossen oder versteckt. Ob Fischernetze, Kajaks, Werkzeuge oder die Smakkejollen. Das alles und mehr wurde bereitgestellt und solange man gefragt und es später wieder an seinen Platz geräumt hat, war alles in Ordnung.

Wir haben unser Lager direkt vor dem SmakkeCenter aufgeschlagen. Dort stand uns eine Küche mit Aufenthaltsraum und Sanitäranlagen zur Verfügung. Die meisten von uns haben Zelte mitgebracht, einige von uns konnten aber auch eine kleine Hütte etwas weiter unten beziehen. Bevor es dunkel wurde haben wir oft Fischnetze ausgebracht, die wir dann morgens vor dem Frühstück wieder eingeholt haben und jedes einzelne Mal konnten wir die Klasse abends mit frischem Fisch erfreuen. Nach dem Abendessen haben wir oft zusammen am Feuer gesessen und über das Erlebte gesprochen.

Seit dem Frühjahr letzten Jahres hat das Smakkecenter einen neuen Leiter, der glücklicherweise die Beziehung zu unserer Schule auch weiterhin pflegen möchte und uns ermöglicht, unsere Exkursionen hierhin zu unternehmen. Schüler die bereits während der Projektreise hier waren, können jederzeit ohne weitere Kosten wiederkommen, solange sie bereit sind mit anzupacken und zu helfen. Aber selbst wenn ihr noch nicht auf Strynø gewesen seid, kann ich nur empfehlen selbst einmal herzukommen um euch vom Charme der Insel zu überzeugen, aus dem Alltag herauszukommen und einfach mal die Seele baumeln zu lassen.

Alleine über unsere seglerischen Erfahrungen während der Projektfahrt könnte ich einen ganzen Artikel schreiben, denn wir hatten eine Menge Freude und auch Freiraum um uns auszuprobieren und Neues zu lernen. Die Smakke Jollen sind sehr gut geeignet, um das erste Mal mit dem Segeln in Kontakt zu kommen. Es gibt keine Verklicker oder Wassertiefenanzeigen, sondern einfach zwei Sprietsegel und eine Pinne. Deshalb muss man in der Lage sein, selbst zu merken woher der Wind weht und im Wasser auf Hinweise wie brechende Wellen oder Schattierungen zu achten um herauszufinden wo lang man segeln kann.
Da einige von uns zuvor noch nie gesegelt sind, hatten sie hier beste Voraussetzungen es einmal auszuprobieren. Andere wiederum, die schon einige seglerische Erfahrung mitbrachten, konnten auch mal das Kommando übernehmen und als Skipper beweisen, dass sie ihre Mannschaft im Griff haben.
An einem Tag sind wir gemeinsam zu der benachbarten Insel Bukø gesegelt. Nachdem wir die Insel erkundet, die herrliche Aussicht genossen und uns am Lagerfeuer aufgewärmt hatten, ging es auch schon wieder zurück nach Strynø. Wir kamen in die Dämmerung und konnten uns so auch mit den ganzen Navigationslichtern vertraut machen. Wir waren sehr fasziniert von den fluoreszierenden Algen, die unsere Riemen und Ruder aufwirbelten.

Aber wir sind ja nicht nur herkommen um die Natur zu genießen, wir wollten ja auch etwas schaffen. Am zweiten Tag fingen deshalb einige von uns an, die Werkstatt aufzuräumen, sauberzumachen und für unsere Projekte vorzubereiten, während andere sich aufmachten die Insel zu erkunden und Früchte zu pflücken. Als vor Jahren ein alter Bootsbauer einer benachbarten Insel gestorben ist und seine Frau keine Verwendung mehr für seine Werkstatt hatte, spendete sie die Werkstatt dem Smakkecenter. Die Werkstatt wurde mit Hilfe der örtlichen Fähren rübergeschifft und wieder aufgebaut und ist heute ausgestattet mit allem was man sich wünschen kann.

Die Werkstatt strahlt eine unglaubliche Atmosphäre aus, sie ist wie aus einer anderen Zeit. Es gibt auch eine kleine Museumsecke die den Bau der Smakkejolle „Selma“ dokumentiert. Der Bootsbauer Ip hat sie komplett alleine gebaut. Herr Krüger erzählt noch gerne davon, wie spannend es war so einem alten Bootsbaumeister bei der Arbeit zuzuschauen. Die Museumsecke hält diese Atmosphäre in der Werkstatt.

Und wir erweckten diese schöne Werkstatt mit zwei großen Projekten wieder zum Leben. Eines beinhaltete, an der Smakke Jolle weiterzuarbeiten, die unsere Schule bereits vor Jahren angefangen hat zu bauen. Die größte Herausforderung hier bestand darin dort weiterzumachen, wo die letzte Klasse aufgehört hat, die Plankenteilung einzuhalten und die Sponung und Landung herauszuarbeiten. Am Ende haben wir die Planken dann angebracht, Nieten gesetzt und kalfatert. Nach einem harten Tag kann es sehr beruhigend sein, sich noch einmal anzuschauen, was man alles geschafft hat und sich vor Augen zu führen, was hier schon alles geschaffen wurde.
Es ist eine Bereicherung, diese traditionellen Bootsbaumethoden hier erlernen zu können.

Das andere Projekt bestand darin, den Prototyp des Priwall Skiffs, welches Herr Garleff und Herr Krüger im Jahr 2015 zu planen angefangen haben, zu bauen. Wir möchten uns an dieser Stelle noch ein Mal für die viele Arbeit bedanken, die die beiden bereits in das Projekt gesteckt haben, denn wenn der Prototyp erstmal fertig ist und all die Änderungen umgesetzt und die neuen Pläne gezeichnet worden sind, gibt das Projekt jedem Auszubildenden die Möglichkeit, ein solches Boot zu bauen, selbst wenn seine Werft keinen Neubau betreibt. Das einfache und zeitlose Design erlaubt die Verwendung von fast allen Materialien, wie natürlich Holz, Stahl, Aluminium und GFK. Es heißt, dass selbst die Firma „Bavaria Yachtbau“ in ihrer Lehrlingsabteilung bereits an den Formen für eine GFK Version tüftelt. Zuerst haben wir das Mallengerüst aufgebaut. Das ist eine Konstruktion aus Holz, auf der das Boot gebaut wird. Anschließend wurde der Kiel und die aus Sperrholz bestehende Außenhaut angebracht.

An unserem Abreise Tag war die Insel Strynø voller Aufruhr. Aber nicht wegen uns, sondern wegen der dänischen Königin, die zu Besuch kam. Schon Tage zuvor, wurden Flaggen gehisst, Rasen gemäht und die Insel für Ihre Majestät hergerichtet.

Einige von uns hatten der Projektreise nach Strynø gegenüber eher gemischte Gefühle, denn wenn wir mal ehrlich sind besteht unsere Klasse ja aus einander fremdem Menschen mit nicht nur verschiedensten Hintergründen, sondern auch verschiedenen Altersgruppen. Trotzdem bin ich sehr froh abschließend sagen zu können, dass wir uns sehr viel näher gekommen sind und unser Klassenzusammenhalt gestärkt wurde.

von Daniel Femerling