Einblick in die Unterrichtseinheit zum Thema Vakuum-Infusionsverfahren an der Landesberufsschule für Bootsbauer in Lübeck-Travemünde

In der Herstellung von Rümpfen, Decks und Ausbauteilen aus faserverstärkten Kunststoffen (FVK) ist seit einigen Jahren ein weitreichender Wechsel zu beobachten: Weg vom traditionellen Handlaminat, bei dem die Fasern von Hand mit dem Kunststoffharz getränkt werden, hin zu Verfahren, bei denen dieser Tränkungsvorgang automatisch ausgeführt wird. Auf der einen Seite hat diese Entwicklung die PrePreg-Technologie weiter entwickelt, zum anderen auch ein Verfahren etabliert, welches bereits in den 1980er Jahren entwickelt und erfolgreich eingesetzt wurde, nämlich das Vakuum-Infusions-Verfahren.
Im Zuge der dualen Berufsausbildung konzentriert sich die Landesberufsschule für Bootsbauer daher verstärkt auf die Vermittlung der „neueren“ Verfahrenstechnologien. Die folgende Beschreibung soll einen kleinen Einblick in die aktuelle Unterrichtssituation geben.
Die Unterrichtseinheit ist Teil der Ausbildung in der Fachrichtung ‚Neu-, Aus- und Umbau‘ nach dem zweiten Ausbildungsjahr. Ziel der Unterrichtseinheit ist die Aneignung von theoretischem und praktischem Wissen rund um das Vakuum-Infusionsverfahren. So klären die Schülerinnen und Schüler zu Beginn der Unterrichtseinheit zunächst die grundlegende Verfahrenstechnik, indem diese in den schuleigenen Ausbildungswerkstätten vorgeführt wird. Um einen guten Überblick über die Vorgänge beim Infusionsprozess zu bekommen, werden sämtliche Vorversuche auf Glasplatten vorgenommen. Dadurch können kritische Bereiche, wie „dry-spots“, d.h. ungetränkte Bereiche im Laminat, schnell erkannt und in späteren eigenen Versuchen verhindert werden.
Die Schülerinnen und Schüler planen im Anschluss an die Versuche die Herstellung einer Hecksektion eines Ruderbootes mittels einer Negativform. Hierbei greifen sie auf die Erkenntnisse aus den Vorversuchen zurück und setzen sich mit den unterschiedlichen Infusionsstrategien auseinander, um einen möglichst effizienten Harzfluss zu erzeugen. In der praktischen Fertigung wird dies anschließend überprüft.
Neben der praktischen Auseinandersetzung werden auch theoretische Bereiche der FVK-Technik vertieft. So setzen sich die angehenden Bootsbaugesellinnen und -gesellen mit den Möglichkeiten und den Verarbeitungsprozessen von Sandwichmaterialien auseinander und lassen diese Erkenntnisse in eine abschließende schriftliche Arbeit fließen.
Z.Zt. wird der Unterricht des Lehrer-Teams der Landesberufsschule für Bootsbauer durch die Firma DIAB aus Schweden unterstützt, die die benötigten Sandwichkernmaterialien für „in-core“-Infusionsprozesse zur Verfügung stellt und deren Mitarbeiter Herr Björn Heitmann regelmäßig zu Vorträgen in der Schule erscheint.
M.H.