Schüleraustausch 2016:
Landesberufsschule für Bootsbauer Lübeck-Travemünde/
Lycée Professionnel de Rompsay La Rochelle
Ein Schülerbericht
Besuch der deutschen Auszubildenden in La Rochelle im Mai 2016
Vom 2. bis 27. Mai 2016 ging es mit Herrn Thomsen, Lehrer an der Landesberufsschule für Bootsbauer, und 13 Auszubildenden der Fachrichtung Technik und Neu-, Aus- und Umbau nach Frankreich ins schöne La Rochelle. Da an der Atlantikküste schon sommerliche Temperaturen herrschten, wurden neben Arbeitskleidung und Stahlkappenschuhen auch Sonnencreme und Badehose eingepackt. Während der zwölf Stunden Bahnfahrt hatten die Auszubildenden des 2. und 3. Lehrjahres, die in unterschiedlichen Betrieben in ganz Deutschland arbeiten, Zeit sich kennenzulernen.
Schließlich wurden wir am Hauptbahnhof La Rochelle von den Lehrern des Lycée professionnel Rompsay de La Rochelle, der Technischen Schule der Stadt, herzlich begrüßt und nach Chatelaillon Plage gefahren, wo in Bungalows zwei Minuten Fußweg vom Atlantik Quartier nehmen durften.
Am nächsten Tag ging es direkt in die Schule, um unsere französischen Austauschschüler kennenzulernen. Zusammen wurde uns in einem einwöchigen Tandemkurs die Grundlagen der jeweils anderen Sprache vermittelt mit besonderem Augenmerk auf technische Begriffe und die Verständigung in den Betrieben, in denen wir am Ende des Monats arbeiten sollten. Nach Feierabend war Zeit, sich von unseren neuen Freunden die wunderschöne Altstadt und die Hafenanlagen zeigen zu lassen. Zusammen verbrachten wir viel Zeit am Strand, spielten Beachvolleyball und fuhren Richtung Rochefort zum Surfen.
Sogar der Bürgermeister von La Rochelle empfing uns persönlich und ermöglichte freien Eintritt zum maritimen Museum der Stadt. Besonders angetan waren wir auch von der Führung durch die France 1, einem ehemaligen Forschungsschiff, deren Bar zu einem beliebten abendlichen Ausflugsziel wurde.
Die zweite Woche verbrachten wir in der Ausbildungsstätte des Lycée professinonnel Rompsay de La Rochelle. Der hohe Lehrstandart dort wird vor allem durch die moderne und umfangreiche Austattung der Werkstätten gewährleistet. Von Wartungs- und Einwinterungsarbeiten wie Impellerpumpenwechsel bei Aussenbordmotoren über Fehlerauslese durch Diagnosesoftware bis zum vollständigen Zerlegen und Zusammenbauen eines Ottomotors konnten wir alles praktisch erfahren und uns so auf die Zeit in den französischen Betrieben vorbereiten. An den Wochenenden besuchten wir den Großsegler Hermione in Rochefort und erkundigten die umliegenden Inseln.
Nach dieser Zeit wurde unsere Gruppe aufgeteilt und einige von uns lebten den Rest des Monats mit den Familien der französischen Austauschschüler in und um La Rochelle und sogar bis in die Bretagne und wurden dort herzlich aufgenommen.
In der dritten und vierten Woche durften wir in den Betrieben unserer Austauschschüler mitarbeiten, konnten das gelernte aus den Werkstätten und vom Sprachkurs praktisch anwenden und so in die maritime Arbeitswelt der Franzosen eintauchen. Die meisten Betriebe befassten sich mit Einbau und Wartung von technischen Anlagen, vor allem mit Aussenbordmotoren. Andere Azubis halfen beim Neubau riesiger Katamarane oder der Restaurierung der ältesten Segelyacht Frankreichs. Insgesamt war das Arbeiten dort eine lehrreiche Zeit und auch die ungewohnten Arbeitszeiten, vor allem die zwei Stunden Mittagspause, die wir oft mit unseren neuen Freunden am Strand verbrachten, sorgten für ein entspanntes Arbeitsklima.
Bei so viel Erlebtem verging der Monat wie im Fluge. Es entstanden Freundschaften über die Grenzen der Länder hinaus und als wir die Heimreise antraten, hatte jeder an Fähigkeiten dazugelernt, sowohl sprachlich als auch bootsbautechnisch. Zwei Wochen darauf kamen die Franzosen nach Deutschland, besuchten die Landesberufsschule für Bootsbauer bei Lübeck und lebten und arbeiteten mit den Azubis in Betreiben bundesweit. Besonderer Dank von allen Azubis, die diesen Austausch mitmachen durften, geht an Herrn Thomsen und die Lehrer des Lycée professionnel Rompsay de La Rochelle.
Aufenthalt der französischen Austauschschüler in Lübeck im Juni 2016
Nach dem vierwöchigen Aufenthalt in La Rochelle kamen die jungen Franzosen hier zu uns auf den Priwall an die Landesberufsschule für Bootsbau – eine kleine Herausforderung für die teils noch minderjährigen Auszubildenden, da viele noch nie deutschen Boden betreten hatten.
In der Schule absolvierten sie einen Tandem-Sprachkurs mit hiesigen Schülern, um ihre Deutschkenntnisse zu erweitern und zu vertiefen. Außerdem konnten sie erste Erfahreungen im Umgang mit Holz in einem Kurs sammeln, der von Lehrern der Berufsschule geleitet wurde. Als Werkstück stellten sie Modelle aus der Seitenansicht verschiedener Bootstypen her.
Während der zwei Wochen an der Schule trafen sie auch auf ein paar bekannte Gesichter der Bootsbauer, die bei ihnen in La Rochelle gewesen waren. Man war sich sofort wieder vertraut und tauschte sich über die Gegebenheiten der Schule aus.
Den zweiten Teil ihres Austausches waren die Franzosen dann bei ihren Austauschpartnern und in deren Betrieben. Dort bekamen sie Einblicke in unseren Arbeitsalltag. Anders als in La Rochelle lag der Schwerpunkt hier nicht auf der Motorentechnik und dem Streichen der Unterwasserschiffe. Die französischen Schüler vertieften hier ihre in der Berufsschule erlernten Fähigkeiten im Umgang mit Holz, sie stellten Rundhölzer her und übten sich an formschlüssigen Holzverbindungen. Zudem fertigten sie Metallbeschläge an und montierten diese, halfen beim Verholen der Yachten im Hafen und unterstützten uns bei allen anfallenden Servicearbeiten. Neben den Tätigkeiten waren auch die Arbeitszeiten (früher) und die Pausenzeiten (kürzer) eine
Umstellung für die jungen Franzosen. Dennoch schlugen sie sich wacker, waren stets sympathisch und bereit, anzupacken. Die sprachlichen Barrieren ließen sich dabei mit Händen, Füßen und technischen Hilfsmitteln bald überwinden.
Nach der Arbeitszeit war Zeit für Sightseeing in der historischen Altstadt Lübecks und weitere Aktivitäten. So verfolgten wir gemeinsam spannende Spiele der Fußball EM und unternahmen eine Bootstour. Auch kulinarisch fand ein reger Austausch statt, so richtig einig wurde man sich aber erst bei Spaghetti Carbonara.
Alles in allem war es eine sehr interessante, abwechslungsreiche, angenehme Zeit mit einer ganzen Menge Spaß, finanziert durch ein Programm des Deutsch-Französischen-Sekretariats und organisiert durch die Lehrer der Berufsschule. – Vielen Dank!
A.M.